Tag 8 (Kassel – Corvey)

Übernachten im Betonzelt hat auch Vorteile. Unsere Fähigkeiten die moderne Welt mit ihren Zulassungs- und Zugangscoden zu knacken, lässt langsam zu wünschen übrig. Wir werden alt! Selbst der Zugang zu Betonzelten wird uns immer schwerer gemacht. Schlüssel ist so was von 80er…. Online-Code ist in.

Die Küchenzeile unserer Bleibe ermöglichte uns eine völlig neue Art der Desinfektion unserer inzwischen keimbelasteten Trikotage. Eine so genannte Mikrowelle (offensichtlich auch ganz neu) ermöglichte per Knopfdruck die keimtötende Erhitzung und Behandlung der scheinbar frisch gewaschenen Kleidungsstücke.

Viel zu fettes XXL-Frühstück, weil mit Hunger einkaufen…. 6 Eier, Seelachsgematsche, Obazder, Joghurt, Heidelbeeren, Kiwi, Kaffee, Tee, Gebäckvariationen etc…

Später Start. Kassel zeigte sich mondän, wir nahmen die Abkürzung direkt durch die Orangerie.

Nächstes Ziel war der Flusskuss von Fulda und Werra in HannMü (Hannover Münden). Nur richtige Sportskanonen dürfen die Stadt betreten, wir hatten die Aufgabe einen Parcour zu absolvieren. Wir haben diesen mit Parcour bestanden.

Steingucken am Weserstein. Das Gedicht ist auswendig zu lernen und wird abgefragt.

Flusskuss Werra/Fulda
Bitte bis morgen auswendig lernen!

Auch in HMü war jede Menge Fach am Werk.

Vitamine gebunkter und ab durch die Mitte. Wir ließen uns im Schatten Gottes nieder und nahmen das Abendmahl zum Mittag ein.

Durchaus hätten wir Lust gehabt der örtlichen Gastronomie unsere Aufwart zu machen, jedoch die angebotenen Speisen sind qualitativ mindestens Grauzone und können auf der Ernährungsampel nicht mehr dargestellt werden. Dem sporttreibenden Körper gelüstet es nach Frische. Frische heimische Erdbeeren und hellenische Rohkost, durch uns veredelt mit gefüllten Weinblättern und Hirtenkäse, vertrieben das Knurren der Mägen. Ein himmlicher Verdauungsschlaf war die Folge.

Die Führung des Radweges führte mehrfach zur Überschreitung des Weserstromes. Beim Wechsel der Flussseite wechselt man auch die Bundesländer, wie mache ihre Unterwäsche.

Im Gespräch mit dem Fährmann fiel uns auf, dass wir wieder in einer neuen Mundart (westfälisch) angekommen sind. Er gab sachdienliche Hinweise zur weiteren Benutzung des Radweges unter besonderer Berücksichtigung aufgestellter Hinweise „Radfahrer absteigen“, sei auf den nächsten Kilometern durchaus ernst zu nehmen. Er referierte in seiner Mundart zudem über die (selten genutzte) Möglichkeit der Lastschifffahrt auf der Weser. Flutwellen des Ederstausees ermöglichten den nötigen Tiefgang für schwere Transporte. Gesichtet wurde von der besagten Schifffahrt, durch uns als Augenzeugen, NICHTS. Auf dem weiteren Weg wurden wir uns einer starken Unterhopfung bewusst. Diesen lebensgefährlichen Zustand galt es abzustellen. Mit letzter Promille erreichten wir den rettenden Hafen, die Hugenottenstadt Bad Karlshafen. Am Ortseingang war ein Bauwerk trappiert, welches in Nutzung und Form zwischen Rohbau einer Kirche und Wikkingerschiff schwankte. Ähnlichen Unsinn hatten wir schon in Bad Kösen an der Saale gesichtet. Wir wünschen uns noch mehr Hinweisschilder, teilweise wissen wir gar nicht was aktuell verboten ist.

Was soll das nur werden???? Oder was war es einmal??

Kurzes Gespräch mit pensionierten Weltenbummlern. Wir waren ihnen bereits in Kassel aufgefallen. Die Chemie stimmte, warum passiert uns sowas immer wieder. Im Zentrum barocker Planarchitektur von 1699 war eine Restauration von Drehspießspezialisten angeordnet.

Beim einsetzenden Regen wurden nicht nur wir freundlich ins Restaurant gebeten sonder auch unsere Fahrräder. Das Essen war reichhaltig und ohne den dazubestellten Salat kaum zum genießen.

Auf Grund der Blasenschwäche von Petrus mussten wir noch eine dritte Runde Bier und gebackene Lava zu uns nehmen. Irgendwann war uns das Wetter egal und wir fuhren im Regen weiter.

Wir gaben Kette und Riemen und erreichten kurze Zeit später Höxter. Nie gehört, nie gesehen, trotzdem geil. Fachwerk auf die Spitze getrieben. Noch immer waren wir ohne Schlafplatz und ohne gewünschte/ersehnte Ganzkörperhygiene. Im Kloster Corvey wurden wir von den Mönchen der Waschung zugeführt. Duschen 50 Cent. Zelten ist im Klostergarten möglich und kostet uns fünf Vaterunser.

Die Innereien wurden mit Hopfenextrakten reingewaschen. Wir hoffen wir entweihen diesen heiligen Ort nicht durch unsere unheilige Anwesenheit. Möge der Schlaf der Gerechten mit Euch und uns sein.


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