Da sitzen wir nun in Ritsem, verputzen unser Frühstück und haben keine Idee, wie wir nach Kiruna kommen. Wir schauen uns noch einmal im Ort um, finden aber keine Möglichkeit, von hier weg zu kommen. Unsere beste Chance ist wohl der ältere Herr vom Vortag. Also laufe ich rüber zum RV-Park und versuche ihn dort zu entdecken. Ich finde ihn tatsächlich und habe Glück. Er hat mit seiner Frau gesprochen und die beiden wollen noch heute zurück nach Gällivare. Und sie sind bereit, uns mitzunehmen. Wir sollen uns ab Mittag bereit halten.
Kurz bevor es soweit ist, taucht der Manager der Fjällstation auf. Angeblich hat er gestern den ganzen Abend auf uns gewartet. Wir denken uns unseren Teil und unterhalten uns ein paar Minuten. Dann steht auch schon unsere Mitfahrgelegenheit vor der Tür und wir brechen auf nach Gällivare. Die Fahrt entlang des Akkajaure ist wirklich interessant, nicht nur wegen des riesigen Stausees. Das schwedische Ehepaar erzählt uns viel über Land und Leute. Wir erfahren so manches über die Elchjagd, die besten Angelspots und das Leben in dieser Gegend. Vor allem der Mann gibt bereitwillig Auskunft. Er hat früher bei der Polizei gearbeitet und war an einigen Rettungseinsätzen in den Nationalparks beteiligt. Eines wird uns schnell klar: diese beiden lieben ihre Heimat. Als Alex sie darauf anspricht, geraten sie ins Schwärmen. Wir verstehen sie nur zu gut. Lappland mag sehr abgeschieden sein, aber es hat landschaftlich viel Reizvolles zu bieten.
Wir werden direkt vor dem Bahnhofsgebäude in Gällivare abgesetzt. Die kleine Wartehalle scheint immernoch Dreh- und Angelpunkt des ganzes Ortes zu sein. Aber das Bild hat sich ein wenig geändert. Bei unserer Ankunft Mitte September waren hier noch sehr viele Wanderer zu sehen, die ihre Touren auf dem Kungsleden oder durch den Sarek gerade beendet hatten. Jetzt sind wir die einzigen Verrückten mit riesigen Rucksäcken. Wir haben noch etwas Zeit, bis der Zug nach Kiruna fährt. Also gehen wir ein paar Meter weiter zu Sibylla-Burger und lassen es uns schmecken.
In Kiruna haben wir noch einmal Gelegenheit, die Bus-Wartehäuschen mit den beheizten Sitzbänken zu inspizieren. Tolle Sache, daran könnte man sich gewöhnen. Ein Taxi bringt uns ins Zentrum, wo wir die letzte Nacht in Schweden in einer Jugendherberge verbringen werden. Den Abend lassen wir im SPiS Mat & Dryck in exklusiver Lounge-Atmosphäre bei Rotwein, Cocktails, Rentier-Carpaccio und Elchfleisch ausklingen. Essen und Getränke waren sehr lecker und das Personal sehr nett. Das Restaurant muss erst wenige Tage zuvor eröffnet worden sein. Sollte ich wieder einmal nach Kiruna kommen, gehört ein Restaurantbesuch im SPiS zum Pflichtprogramm. Das Abendessen ist ein schöner Abschluss unserer Reise und gibt uns Gelegenheit, die einzelnen Stationen und Erlebnisse noch einmal in Ruhe Revue passieren zu lassen. Vor dem Fenster des Restaurants liegt am Strassenrand schon ein recht beachtliches Häufchen Schnee. Es scheint, als ob der Winterdienst hier schon im Einsatz war. Lange wird der Winter nicht mehr auf sich warten lassen.
Zu Beginn unserer Wanderung hatten wir noch hochsommerliches Wetter. Wir konnten die herbstliche Laubfärbung im Fjäll genießen, uns mit Blaubeeren, Preiselbeeren und Krähenbeeren vollstopfen. Der schönste Moment unserer Reise war die Nacht an der Ostgrenze des Sareks, zwischen den Gipfeln des Doaresoajvve und des Bassoajvve, als wir nach einer unglaublich anstrengenden Etappe zum ersten Mal Nordlichter gesehen haben. Ein Moment für die Ewigkeit. Auch die Begegnungen mit Rentieren waren immer wieder schön.
Nun ja, Lappland ist groß. Alleine der Sarek hat genug für mehrere Touren zu bieten. Auch die anderen Teile des Laponia-Welterbes sind bestimmt eine Reise wert. Wer weiß, irgendwann…
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