23.09.2014, Zur Kapelle von Alkavare

Als wir am Morgen aufwachen, liegt das Zelt noch im Schatten des Berges. Ein Stück oberhalb ist der Berghang schon in Sonnenlicht getaucht. Wir bleiben noch eine Weile in unseren Schlafsäcken, bis die Sonne unser Zelt erreicht hat. Zu unserem Leidwesen müssen wir feststellen, dass wir am Vorabend einen Fehler gemacht haben. Wir haben unsere Wanderschuhe in den Apsiden gelassen. Bisher war das kein Problem, aber die letzte Nacht war so kalt, dass die Schuhe nun steif gefroren sind. Keine Chance, in die Schuhe hinein zu kommen. Zum Glück habe ich meine Crocs dabei. Diese haben sich nicht nur beim Durchqueren von Flüssen bewährt, sie sind auch absolut unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit und Kälte.

Es bleibt uns nichts übrig, als erst einmal unsere Trekkingschuhe aufzutauen. Wur nutzen die Zeit, um unsere Ausrüstung in der Sonne zu trocknen und das Zelt sicher zu verstauen. Währenddessen bekommen wir Gesellschaft: eine Rentierherde hat sich uns genähert und grast jetzt ein Stück oberhalb von uns am Hang. Ich greife zur Kamera und versuche, noch etwas näher heran zu kommen. Die Tiere lassen sich nicht stören. Nach einer Weile ziehen sie den Hang hinunter zum Fluss, bleiben aber in Sichtweite. Wir genießen den Anblick ebenso wie die wärmenden Strahlen der Sonne.

Als unsere Schuhe wieder benutzbar sind, machen wir uns bei schönstem Herbstwetter wieder auf den Weg Richtung Westen. Der Pfad führt zwischen den schneebedeckten Hängen und Gipfeln des Álggavágge hindurch bis zum See Álggajávrre und an dessen Nordseite entlang. Gegen 19 Uhr erreichen wir in der Abenddämmerung die Kapelle von Alkavare. Nach Sonnenuntergang wird es wieder so kalt wie am Abend zuvor, die Temperaturen liegen bestimmt deutlich unter Null Grad. Aber hier oben auf dem Hang sind wir dem Wind viel stärker ausgesetzt. Wir nehmen das Innere des kleinen Gotteshauses in Augenschein, bleiben erst einmal hier und kümmern uns um das Abendessen.

Hätte ich mir vor Beginn unserer Trekking-Tour einen Ort wünschen können, an dem wir Polarlichter zu Gesicht bekommen, dann hätte ich mich wahrscheinlich für genau diesen Ort entschieden. Und tatsächlich – als wir noch einmal vor die Tür gehen, sehen wir wieder Nordlichter am Nachthimmel. Leider hat der Wind stark zugenommen und durch den Windchill-Faktor ist es unangenehm kalt. Wir bleiben ein paar Minuten, beobachten die Leuchterscheinungen und versuchen uns dabei so gut es geht im Windschatten der Kapelle aufzuhalten. Die Kamera bleibt diesmal in der Tasche. Nicht nur wegen den eisigen Temperaturen. Auch, weil die Nordlichter diesmal leider bei Weitem nicht so intensiv sind, wie wir es bisher erlebt haben. Wir beschließen, die Nacht über in der Kapelle zu bleiben.


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