Regen und teils heftige Windböen, in höheren Lagen auch Schneefall. So in etwa dürfte sich der Wetterbericht für letzte Nacht angehört haben. Und so wird es heute weiter gehen. Wir nutzen eine kurze Regenpause nach dem Frühstück, um Zelt & Tarp abzubauen und unsere Ausrüstung für den Abmarsch vorzubereiten. Wir verlassen unseren relativ geschützt liegenden Lagerplatz am Hang des Låddebákte und steigen die letzten Meter bis ins Hochtal Snávvávágge hinauf. Von der Skårki-Hütte, die wir gestern unterhalb des Låddebákte passiert haben, sind es ca. 16 Kilometer bis Skárjá, dem Ziel unserer heutigen Etappe. Wir überqueren die Passhöhe des Snávvávágge und folgen dem Pfad nördlich des Sees Snávvájávvre durch das Tal. Letzte Nacht wurden die umliegenden Gipfel des Sarek mit dem ersten frischen Schnee gepudert. Ein schöner Anblick, wenn Wolken und Nebenschwaden kurzzeitig den Blick auf die Gipfel zulassen.
„Der Abstieg vom Snávvávágge hinunter nach Bielavallda ist steil und anstrengend, geht über Gestrüpp und große Felsblöcke.“ Wenn Grundsten in seinem Wanderführer so deutlich wird, dann wissen wir, dass mit dem vor uns liegenden Abstieg nicht zu spaßen ist. Er hat nicht übertrieben. Es gibt einige schwierige Abschnitte, bei denen man erst einmal überlegen muss, wie man diese am besten meistert. Manche Stellen wären mit dem schweren Gepäck und dem regennassem Untergrund ohne unsere Trekkingstöcke gar nicht machbar. Heftige Windböen zwingen uns immer wieder, kurze Pausen zu machen. Wir kommen nur sehr langsam voran. Der Abstieg erfordert hohe Konzentration, ein Fehltritt kann hier böse Folgen haben. An einigen Stellen gibt es keine Möglichkeit, die Trekkingstöcke einzusetzen. Hier kommt man nur mit Hilfe der Hände voran. Es ist für mich kaum vorstellbar, dass sich die meisten Wanderer, die diesen Teil des Sarek durchqueren, für diese teils halsbrecherische Route entscheiden.
Der Pfad führt am Hang des Bielatjåhkkå entlang und wird allmählich etwas einfacher. Vor uns liegt das nördliche Rapadalen. Das Ziel der Tagesetappe ist in der Ferne zu sehen. Gegen 18 Uhr erreichen wir die Skárjá-Hütte. Wir befinden uns im Zentrum des Sarek-Nationalparks. Hier entsteht im Schnittpunkt mehrerer Täler der Ráhpaädno, auch Rapaälven genannt, durch den Zusammenfluss seiner Quellflüsse Smájllajåkkå, Mikkájåkkå, Guohperjåkkå und Áhkáåkkå. Die Schutzhütte Mikkastugan ist zwar ein wenig klein, aber eine willkommene Abwechslung. Auch wenn es im Innern recht eng ist, verbringen wir die Nacht in der Hütte. Nachts wecken uns laute Geräusche. Der Riegel der Tür hat sich gelöst. Die Tür steht ein Stück offen und der Wind rüttelt immer wieder daran. Es ist stürmisch und kalt. Wir schließen die Tür wieder, fixieren diese so gut es geht und kriechen wieder in die Schlafsäcke. Am nächsten Morgen erwartet uns eine Überraschung…
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