17.09.2014, Es geht in den Sarek

Wir verlassen unseren Lagerplatz an der Ostgrenze des Sarek-Nationalparks und klettern die Südseite des Bassoajvve hinauf. Hier treffen wir auf den Pfad, der von Aktse auf den Skierffe hinauf führt. Von hier hat man einen schönen Blick auf den See Laitaure. Weit unter uns liegen die Aktse-Hütten. Wir treffen wieder auf ein schwedisches Pärchen, das uns auf dem Kungsleden schon begegnet ist. Sie waren mit vergleichsweise leichtem Gepäck unterwegs und hatten sich beeilt, um vor uns in Sitojaure zu sein. Sie hatten wohl keine Lust, die Strecke drei mal zu rudern. Das ist uns zum Glück auch erspart geblieben. Jetzt haben sie ihr Gepäck in Aktse gelassen und machen eine Tagestour auf den Skierffe, wie es die meisten Wanderer tun und wie auch unser ursprünglicher Plan war. Statt dessen schleppen wir unsere gesamte Ausrüstung nun den nächsten Berg hinauf, gewinnen dadurch allerdings einen Tag. Wenn das schlechte Wetter kommt, wollen wir bereits im Rapadalen sein. Ich bedaure nur, dass uns so der imposante Anblick des Skierffe entgeht, den man von Aktse aus hat.

Der Weg entlang der Südseite des Bassoajvve ist anstrengend, wir kommen nur langsam voran. Am Nachmittag erreichen wir die Rückseite des Skierffe. Wir lassen unser Gepäck hier und nehmen für die letzten Höhenmeter nur unsere Trekkingstöcke und die Kamera mit. Wir bleiben etwa eine halbe Stunde auf dem Gipfel. Von hier hat man einen schönen Blick auf das Rapadelta, den Nammásj und einen Teil des Sarek-Nationalparks. Der Nammásj ist auch unser nächstes Ziel. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um von Aktse aus zu dem kleinen Berg im Rapadalen zu gelangen. Da wir nun schon auf dem Skierffe stehen und unser Gepäck unten auf uns wartet, wollen wir westlich des Skierffe ins Rapadalen hinabsteigen und uns durch den Wald bis zum Nammásj durchschlagen. Von hier oben aus betrachtet, sieht das recht harmlos aus. Vom Bergrücken des Skierffe bis zum ersten kleinen Bachlauf Richtung Westen warten mehrere Geröllfelder, der Rest des Weges bis zum Abhang scheint leicht begehbar zu sein. Dass der sanft erscheinende Abhang hinunter ins Rapadalen stellenweise ziemlich steil ist, wissen wir bereits. Und Pfade wird es im Wald auch keine geben. Trotzdem halten wir es für möglich, noch vor Sonnenuntergang eine der Lichtungen im Wald unten zu erreichen.

Und so machen wir uns auf den Weg, holen das Gepäck, überqueren die Geröllfelder – und stehen vor einem sumpfigen, mit Weidengestrüpp bewachsenen Morast. Was von oben nach leicht begehbarer, mit Blaubeersträuchern bewachsener Tundra aussah, wird ein zeitraubender Fußmarsch durch Sumpf und Gestrüpp. Als ich meinen Rucksack kurz absetze, um eine Pflanze am Boden zu fotografieren, kippt dieser leider in eine Schlammpfütze und begräbt zu allem Überfluß den daran befestigten Merino-Pullover unter sich. Es wird sich zeigen, ob die Funktionskleidung ihrem Ruf gerecht wird. Immerhin entschädigt uns die Natur für alle Anstrengungen. Die Tundra leuchtet in den schönsten Herbstfarben.

Aber wir müssen weiter. Vor uns liegt noch der Abstieg ins Rapadalen. Wir erwartet ist der Hang teilweise ziemlich steil und Pfade gibt es keine. Der Weg durch den Birkenwald ist beschwerlich, wir kommen nur langsam voran und kämpfen uns Meter für Meter durch das Unterholz den Hang hinunter. Die Sonne nähert sich dem Untergang und von den Lichtungen ist keine in Sicht. In der beginnenden Dämmerung steigen wir weiter ins Tal hinunter, der Untergrund wird langsam immer flacher. Aber die Bäume stehen dicht und zwischen dem Gestrüpp ist kein Platz für das Zelt. Also müssen wir weiter. Immerhin ist mein Pullover inzwischen wieder trocken. Nach einer Weile finden wir eine Lichtung, doch als Lagerplatz ist diese nicht geeignet. Es scheint sich um einen ausgetrockneten See zu handeln, der Boden erscheint sehr schlammig und die ganze Fläche ist mit Schilfgras bewachsen. Inzwischen ist es dunkel geworden. Im Schein unserer Stirnlampen laufen wir weiter in Richtung Nammásj und halten Ausschau nach einer Stelle zwischen den Bäumen, die genug Platz für das Zelt bietet. Nach mehreren Versuchen finden wir endlich eine halbwegs passende Stelle. Der etwa 15 Meter entfernte Bach plätschert so laut, dass er viele Geräusche des Waldes übertönt. Sicher nicht gerade ideal, aber etwas Besseres werden wir im Dunkeln kaum finden. Also schlagen wir hier unser Lager auf.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert